MIUMI: Woran denkst du, wenn du das Wort „Mutter“ hörst?
KAT: Wow! Auf so eine große Frage war ich gar nicht vorbereitet.
KAT: Wow! Auf so eine große Frage war ich gar nicht vorbereitet.
Es ist schwierig, weil ich jetzt selbst Mutter bin. Und der Wandel – von Kat, Frau, Partnerin, Architektin – hin zu diesem neuen Ich hat mich total herausgefordert. Selbst wenn Leute sagen: „Ah, du bist die Mutter von R.“, fühlt sich das immer noch seltsam an. Ich liebe es, aber es ist trotzdem komisch, das so zu hören. Ich glaube, was „Mutter“ für mich heißt, entwickelt sich gerade noch.
Aber was mir in den Kopf kommt, ist so etwas wie eine warme, liebevolle Umarmung. Sicherheit. Ein sicherer Hafen. Ich hoffe, dass ich für meinen Sohn so ein sicherer Ort sein kann.

MIUMI: Hast du schon mal von dem Begriff „Muttertät“ gehört?
KAT: Ja! Das was ich gerade angesprochen habe – dieser Prozess des Loslassens alter Identitäten. Ich habe das während meiner Schwangerschaft erlebt und war ziemlich überwältigt von diesen Gefühlen, die damit einhergingen, auch, dass ich die Schwangerschaft nicht so sehr genossen habe, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich wollte immer Mutter werden, ich wollte immer schwanger sein – und plötzlich fiel es mir schwer, mich darüber zu freuen. Das hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen.
Also habe ich angefangen zu recherchieren und bin auf „Muttertät“ gestoßen: Wenn ein Kind geboren wird, wird auch eine Mutter geboren. Dieser Prozess des Werdens… das alte Ich verabschieden – oder besser: es integrieren, mit dem neuen Ich, dem Mutter-Ich. Und wie sich dabei sogar das Gehirn verändert – wortwörtlich.
Ich fand besonders den wissenschaftlichen Aspekt sehr hilfreich, um zu verstehen, dass ich Dinge vergesse, weil mein Gehirn tatsächlich besser darin wird, Mutter zu sein. Ich bin sehr gut darin zu verstehen, was mein Baby braucht. Und das bedeutet eben, dass ich manche Dinge vergesse, die in dem Moment nicht wichtig sind.
Diese Erkenntnis hat mir geholfen, zu realisieren: Ich werde einfach gerade eine neue Version von mir selbst.
MIUMI: Was war dein größter Pain während der Schwangerschaft?
KAT: Es war schwer für mich, dass ich sie nicht genießen konnte.
Es war schwer für mich, Dinge zu vergessen.
Ich hatte das Gefühl, die Kontrolle über mein Ich zu verlieren.
Erst als ich aufgehört habe zu arbeiten… ich hab ungefähr eine Woche Mutterschutz gebraucht. Nach dieser ersten Woche Mutterschutz konnte ich meine Schwangerschaft das erste Mal richtig genießen und aufhören zu versuchen zwei Dinge gleichzeitig zu sein. Ich konnte mich einfach darauf einlassen.
Ich war während der gesamten Schwangerschaft körperlich sehr aktiv, und am Ende war es schwer für mich, meinen Körper nicht mehr so bewegen zu können wie vorher… Ich bin früher viel gelaufen, geschwommen. Schwimmen war super, das habe ich auch die ganze Schwangerschaft über gemacht. Aber ja… ich fand es nicht schön, mich nicht mehr so bewegen zu können wie vorher.


MIUMI: Was hast du während der Schwangerschaft gefeiert?
KAT: Im frühen zweiten Trimesters, als ich mich wirklich nicht gut gefühlt habe, hat die damalige Kat für die zukünftige Kat gesorgt.
Ich war beim Aktzeichnen und bin einfach auf die Kursleiterin zugegangen und habe gesagt: Hey, in acht Wochen bin ich sehr schwanger – soll ich Modell stehen?
Ich hab dann nicht mehr daran gedacht. Und irgendwann stand ich wirklich da, als Modell fürs Aktzeichnen. Es war am dritten oder vierten Tag meines Mutterschutzes. Meine beste Freundin war gerade aus Australien zu Besuch. Sie war mit dabei. Und es war so eine empowernde Erfahrung: nackt vor Fremden zu stehen. Ich meine, ich habe mich nicht nackt gefühlt. Da ging’s nicht um mich als Person, sondern um meinen Körper, meine Kurven, meinen Bauch, den Raum, den ich einnehme. Nach diesem Abend war ich einfach so stolz auf meinen Körper. Und auf mich selbst, weil ich vorher gespürt hatte, dass ich etwas brauchen würde, um mich zu feiern. Und es kam genau zur richtigen Zeit. Das war wirklich gut.
Dieser Aktzeichenkurs findet einfach in einer Bar statt, und am Ende legen normalerweise alle ihre Zeichnungen hin, und man schaut sie sich gemeinsam an. Ganz ohne Bewertung - ich bin eine furchtbare Zeichnerin. Es war schön, die Perspektiven der anderen zu sehen. Und diesmal hat die Kursleiterin – und ich bin ihr wirklich dankbar dafür – zu allen Künstler*innen gesagt: „Wenn jemand dem Model seine Zeichnung schenken will, würde sie sich bestimmt sehr freuen.“ Ich wusste gar nicht, wie sehr – und plötzlich hatte ich diesen Stapel Zeichnungen von Fremden. Zwei davon habe ich sogar rahmen lassen.
Ich hätte auch nie gedacht, dass ich Schwangerschaftsfotos mache oder so was. Das war eigentlich so gar nicht mein Ding. Aber es gibt diese eine Künstlerin in Australien, Amy Woodward. Sie ist Fotografin und macht Remote-Shootings. Ich folge ihrer Arbeit schon seit Jahren. Sie fotografiert viele Schwangere, aber auch Mütter mit Babys und feiert Mutterschaft wirklich so, wie sie in all ihren Facetten aussieht. Sie ist großartig.
Es war tatsächlich dieselbe Woche wie der Aktzeichenkurs – aber auch das hatte ich schon im zweiten Trimester organisiert, als es mir schlecht ging… also in dieser Woche hatte ich dieses Shooting mit meiner besten Freundin, die ja auch für den Kurs da war. Sie hat die Kamera gehalten. Amy hat von der anderen Seite der Welt aus, aus Brisbane, Regie geführt, und meine Freundin hat mich durch die Wohnung begleitet. Mein Partner war in dieser Woche nicht da. Die Fotos sind wunderschön. Ich weiß nicht, wo ich sie je aufhängen soll, weil ich komplett nackt bin… Die Zeichnungen hängen an meiner Schlafzimmerwand. Die Fotos aufzuhängen fühlt sich noch ein bisschen seltsamer an, aber wer weiß, vielleicht irgendwann. Ich glaube, ich mache ein Buch draus, damit wir sie haben.
Ich bin wirklich dankbar dafür, dass mein früheres Ich sich darum gekümmert hat, weil das alles so viel verändert hat. Diese Woche war ein Wendepunkt – sie hat meine Wertschätzung für diesen ganzen Prozess wirklich verändert. Es war richtig gut.

MIUMI: Und jetzt noch eine weniger ernste Frage: Wie viel Mutter steckt in dir?
KAT: Wie viel Mutter steckt in mir?
Im Moment fühlt es sich an wie 90 % Mutter, 10 % Kat – aber ich habe das Gefühl, das Gleichgewicht verschiebt sich gerade wieder in die andere Richtung.
Ich glaube aber nicht, dass ich jemals möchte, dass es 50/50 ist. Ich will eher, dass es eine Zahl ist, die beides gleichzeitig ist – nicht eine Seite Mutter, die andere Seite diese Version von Kat. Weil sich das alles verändert hat. Verstehst du, was ich meine?
Interview & Text: Antonia Pahlke
Fotos: Amy Woodward
Zeichnung: Sophia
Fotos: Amy Woodward
Zeichnung: Sophia