Ein dreisprachiges Zuhause – Schritt für Schritt

Ein dreisprachiges Zuhause – Schritt für Schritt

Heute unterhalten wir uns mit unserer Freundin Alexine, die ihren Sohn in einem multilingualen Zuhause großzieht. Maltesisch, Deutsch und Englisch mischen sich in ihrem Alltag, manchmal harmonisch, manchmal herrlich chaotisch – und immer wieder mit einem Hauch Alltagspoesie.
Besonders berührend: Maltesisch ist eine gefährdete Sprache, die selbst in Malta immer weniger gesprochen wird. Für Alexine ist es deshalb nicht nur Teil ihres Elternseins, es ist Bewahrung.

Caecilia: Wann hast du gemerkt, dass euer Zuhause zu einem kleinen Sprach-Melting-Pot geworden ist?

Alexine: Ich habe meine Sprache, Maltesisch, schon immer geliebt. Es stand nie zur Debatte, ob ich sie an mein Kind weitergebe, nur wie.
David und ich haben uns auf Englisch kennengelernt, und weil sein Englisch viel besser ist als mein Deutsch, sind wir einfach dabei geblieben. Als wir ein Kind wollten, war klar: Ich spreche Maltesisch, er spricht Deutsch, und Englisch läuft sowieso immer irgendwie im Hintergrund mit.
In Berlin habe ich aber niemanden, mit dem ich Maltesisch sprechen kann. Gerade im ersten Jahr habe ich ständig gedacht: Funktioniert das? Spreche ich genug? Spreche ich das „richtige“ Maltesisch?
Ein Baby antwortet nicht, es bleibt alles immer etwas rätselhaft.
"Irgendwann habe ich gemerkt: Das entwickelt sich ganz von selbst. Und genau so ist es gekommen."

Caecilia: Welche Sprache sprecht ihr am Esstisch? Und wie jongliert ihr das?

Alexine: Inzwischen bleibt jede*r einfach bei seiner Sprache.
Ich spreche Englisch mit David, David spricht Deutsch mit Louis, und ich spreche Maltesisch mit ihm.
Wenn ich eine Regel erklären muss oder streng bin, rutsche ich oft ins Deutsche – keine Ahnung warum. Vielleicht gibt es eine strengere deutsche Version von mir.
"Aber für Spielen, Geschichten oder emotionale Momente lande ich automatisch im Maltesischen. Das fühlt sich nach Zuhause an."
Caecilia: Gibt es Wörter, die dein Sohn nur in einer Sprache benutzt, weil sie sich “richtig” anfühlen?
Alexine: Ja! Qalbi ist mein Lieblingsbeispiel. Es bedeutet „mein Herz / meine Liebe“, und er benutzt es ständig, sogar bei anderen Kindern.
Oder għandi qalb sewda – wörtlich „Ich habe ein schwarzes Herz“, im Maltesischen aber: Ich bin traurig.
Und inħobbok – Ich liebe dich – sagt er immer auf Maltesisch.
Ganz viel von seinem emotionalen Vokabular hat sich ganz natürlich in meiner Muttersprache verankert, und das liebe ich.

Caecilia: Drei Sprachen zu Hause - wunderschön, aber auch ganz schön wild. Überfordert dich das manchmal?

Alexine: Auf jeden Fall. Wenn ich müde oder genervt bin, fange ich oft auf Deutsch an, vor allem, wenn wir unterwegs sind oder Davids Eltern dabei sind. Danach kommt dann die längere Erklärung auf Maltesisch.
Und jedes Mal denke ich: Warum habe ich nicht gleich Maltesisch gesprochen?
Bis heute ungelöst.
Für kreative oder verspielte Situationen kommt Maltesisch ganz automatisch. Englisch taucht meist beim Abendessen auf, wenn ich mit David rede und manchmal antwortet Louis dann plötzlich auf Englisch, weil er etwas aufgegriffen hat.

Caecilia: Tikka Tikka macht Sprache sichtbar. Was steckt dahinter? Und beschreibt „little by little“ auch deinen Weg im multilingualen Elternsein?
Alexine: Tikka Tikka bedeutet „Schritt für Schritt“ auf Maltesisch.
Angefangen hat alles damit, dass ich ein maltesisches ABC-Buch für Louis wollte. Daraus ist ein kleines, selbstgebautes Herzensprojekt entstanden: Illustrationen, zweisprachige Kinderbücher und ein Weg, Maltesisch auch außerhalb Maltas sichtbarer und zugänglicher zu machen.
"Der Name ist wirklich ein Mantra. Ich leb es leider nicht immer – aber er erinnert mich daran, dass Dinge langsam wachsen: Kinder, Sprachen, Projekte. Und wir Eltern auch."

Caecilia: Was magst du daran, Wörter, Kultur und Design miteinander zu verbinden?

Alexine: Maltesisch ist eine verletzliche Sprache. Viele Eltern in meinem Alter sprechen sie nicht mehr konsequent mit ihren Kindern, und man merkt, wie sie langsam aus dem Alltag verschwindet.
Es gibt auch kaum moderne, schön gestaltete Kinderbücher auf Maltesisch, geschweige denn zweisprachige.
Tikka Tikka ist mein Beitrag dazu, diese Sprache lebendig zu halten und ihr eine spielerische, visuelle Bühne zu geben.

 

Caecilia: Irgendwann wird dein Sohn selbst erzählen, wie es war, mit drei Sprachen aufzuwachsen. Was wünschst du dir, dass er sagt?

Alexine: Natürlich hoffe ich, dass er sagt, er fand es toll. Vielleicht sagt er auch, es hat ihn manchmal wahnsinnig gemacht. 

"Aber was mir am wichtigsten ist: Dass er diese Geschichte auf Maltesisch erzählen kann."




Alexine trägt die Posh Pants in Black Beauty
Interview & Text: Caecilia Pohl
Fotos: Isa Rus
 

Ausgewählte Produkte

ALLE ANZEIGEN