Galerie oder Spielwiese?

Galerie oder Spielwiese?

Ein Zuhause ist immer auch ein Spiegel von Persönlichkeit. Bei Katharina trifft Produktdesign auf Flohmarkt-Schätze, Ästhetik auf Alltag – und bald zieht auch ein Kind mit ein. Wir haben sie besucht und mit ihr über Secondhand-Möbel, Spielwiesen, Patina und die Frage gesprochen: Wie lässt sich Design leben, wenn plötzlich kleine Hände alles entdecken wollen?
CAECILIA: Wenn du an dein Zuhause denkst – eher Galerie oder Spielwiese?

KATHARINA: Spielwiese, auf jeden Fall. Wir toben uns hier aus, weil wir ständig etwas verändern und Lust auf Neues haben. Außerdem lieben wir kleine Gadgets und Objekte. Ich freue mich auch schon darauf, die Kinder-Ecke einzurichten – auch wenn es noch kein richtiges Kinderzimmer gibt.

CAECILIA: Was reizt dich an Secondhand-Möbeln – Nachhaltigkeit, Ästhetik oder die Geschichte der Stücke?

KATHARINA: Eigentlich alles. Durch meinen Background im Produktdesign habe ich mich schon im Studium viel mit Geschichte, Herstellung und Materialqualität beschäftigt. Aber nicht alles bei uns sind Designerstücke. Wir schauen, was uns gefällt, was in unsere Sammlung passt – gern auch mit Humor, Farbe und besonderer Materialität. Uns ist wichtig, dass Möbel nicht zu ernst wirken.
Natürlich haben wir auch neue Sachen zu Hause, ich finde den Mix spannend. Aber man merkt schon Unterschiede in der Herstellung. Uns macht es Spaß, Stücke aufzuwerten oder zu restaurieren – zu sehen, in welchem Zustand etwas ist und was man daraus machen kann. Nachhaltigkeit spielt dabei eine große Rolle.

Wie viel Design verträgt das Leben mit Kind?


CAECILIA: Eure Wohnung wirkt sehr kuratiert. Wie stellst du dir das mit einem Kind vor?

KATHARINA: Ehrlich gesagt weiß ich es noch nicht. Wir lassen es auf uns zukommen, wenn das Kind in dem Alter ist, Dinge anzufassen oder auszuräumen. Wir sind nicht penibel – zerbrechliche Sachen wandern vielleicht an einen anderen Ort, aber grundsätzlich bleiben wir entspannt. Klar, wir müssen uns umstellen, aber das finde ich spannend. Wir haben genug Kreativität, Räume neu zu denken. Zum Beispiel wollen wir unser Schlafzimmer weicher und kindgerechter gestalten. Ich finde es manchmal befremdlich, wenn Wohnungen mit Kindern komplett clean wirken – das ist doch nicht realistisch. Vielleicht zeigen wir auf Instagram auch bewusst unser Chaos.

CAECILIA: Sollen Kinder früh lernen, vorsichtig mit kostbaren Dingen umzugehen, oder darf man sehen, dass Möbel benutzt werden?

KATHARINA: Ich denke, es braucht Ausgewogenheit. Bei uns zu Hause haben wir früher z. B. ein Spielzimmer gehabt, in dem wir an die Wände malen durften. So etwas finde ich wichtig. Manche Möbel bekommen durch Nutzung eine schöne Patina. Natürlich sollte man Dinge nicht mutwillig zerstören, aber Abnutzung gehört dazu. Kinder sollen Freiräume haben, aber auch lernen, dass bestimmte Sachen wertvoll sind und man gut mit ihnen umgeht.

Design auf Augenhöhe

CAECILIA: Du hast auch Spielzeug entworfen. Wie hat das deinen Blick aufs Einrichten mit Kindern verändert?

KATHARINA: Materialien sind entscheidend, genauso wie die Gestaltung der Umgebung. Ich orientiere mich an Montessori-Ansätzen: Dinge sollten in Reichweite sein, sodass Kinder selbstständig handeln können. In der Küche finde ich Lerntürme toll, damit Kinder auf Augenhöhe sind. Wichtig ist mir auch, nicht zu viele Spielsachen zu haben. Deshalb richten wir zunächst nur eine Kinderecke ein, kein komplettes Kinderzimmer.
Mit einem eigenen Kind wird sich mein Blick sicher noch einmal verändern. Ich habe Lust, wieder Spielzeug zu designen, vielleicht sogar mit dem Kind zusammen. Mir gefällt das Partizipative: Kinder probieren Dinge aus, redesignen sie, machen ihr eigenes daraus. Oft braucht es gar nicht viel, Hauptsache offenes Spiel ohne starre Vorgaben.

CAECILIA: Minimalismus und Kinderzimmer – passt das überhaupt zusammen?

KATHARINA: Ich glaube, ja – aber es wird immer eine Herausforderung sein. Man kann Spielsachen rotieren: einige wegpacken und später wieder hervorholen. Das macht es spannender und reduziert Chaos. Für mich ist wichtig, dass Kinder Freiräume haben, in denen sie Dinge stehenlassen dürfen und am nächsten Tag weiterspielen können. Natürlich gehört Aufräumen auch dazu, aber nicht auf Hochglanz. Minimalismus heißt für mich nicht: wenig, sondern bewusst. Lieber weniger, dafür kombinationsfähig und frei bespielbar.

Wie fühlt sich Zuhause an?


CAECILIA: Und wie stellst du dir euer Zuhause mit Kind in ein paar Jahren vor?

KATHARINA: Bunt – aber nicht im Sinne von kunterbunt, sondern so, dass das Kind sichtbar ist. Vielleicht durch Zeichnungen oder gemeinsame Projekte. Ich möchte, dass wir zusammen gestalten, wenn das Kind alt genug ist. Das Zuhause soll Geborgenheit geben, weich sein und trotzdem unseren Stil bewahren. Ich wünsche mir, dass man sieht: Aus unserer WG ist ein Familienzuhause geworden. Das fühlt sich gut an.



Katharina trägt die Posh Pants in Raspberry Pink
Interview: Caecilia Pohl
Text: Antonia Pahlke
Fotos: Caecilia Pohl

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