CAECILIA: Wie hast du deinen Körper während der Schwangerschaft wahrgenommen – und wie nimmst du ihn jetzt wahr?
SONJA: Ich habe es eigentlich ganz positiv wahrgenommen. Das kommt bei mir wahrscheinlich auch daher, dass wir recht lange gebraucht haben, um schwanger zu werden. Ich habe mich in erster Linie einfach nur gefreut und dann vor allem positiv auf die körperliche Veränderung geschaut – ich habe überhaupt nicht darunter gelitten, dass da ein Bauch wächst.
Es ging bei mir eher in die andere Richtung. Irgendwann habe ich mir gewünscht, dass man es vielleicht mehr sieht. Total blöd
– aber manchmal kam ich mir echt vor wie eine Betrügerin.
Zum Beispiel im Schwangerschaftsyoga oder wenn ich unter anderen Schwangeren war: Bei denen hat man den Bauch richtig gesehen – und bei mir irgendwie nicht. Dann dachte ich manchmal so: „Ist das jetzt fake?“ Rational weiß ich natürlich, dass das Quatsch ist, aber das Gefühl war trotzdem da. So ein innerer Zweifel: Ist alles okay, wenn man es nicht richtig sieht?
CAECILIA: Kam das eher von dir oder auch aus der Reaktion der Außenwelt
SONJA: Teilweise sicher von mir, aber sehr viel auch von außen. Wenn man schlank ist, wird das meistens positiv bewertet – aber es wird eben immer bewertet. Auch in der Arztpraxis oder vom medizinischen Personal: „Ach, Sie sind ja auch ganz schmal…“ – es ist nie einfach neutral. Und ich glaube, das ist so ein Grundstein dafür, dass man überhaupt anfängt, darüber nachzudenken.
CAECILIA: Kam das eher von dir oder auch aus der Reaktion der AußenweltSONJA: Teilweise sicher von mir, aber sehr viel auch von außen. Wenn man schlank ist, wird das meistens positiv bewertet – aber es wird eben immer bewertet. Auch in der Arztpraxis oder vom medizinischen Personal: „Ach, Sie sind ja auch ganz schmal…“ – es ist nie einfach neutral. Und ich glaube, das ist so ein Grundstein dafür, dass man überhaupt anfängt, darüber nachzudenken.
Dann kommt man in Situationen, in denen man sich plötzlich rechtfertigen muss. Zum Beispiel, wenn ich im Restaurant nachgefragt habe, ob irgendwo Alkohol drin ist. Da wurde ich dann dreimal gefragt: „Ja, warum denn?“ Und ich dachte nur: „Ey, fuck off – vielleicht bin ich Alkoholikerin oder whatever, ich will einfach nur wissen, was drin ist.“ Je weiter ich war, desto mehr kam auch von außen. Random Leute im Café, die fragen, ob das Baby noch dieses Jahr kommt – und ich war so: „Ja, diesen Monat.“ Oder Hebammen (nicht meine), die sagen: „Wo ist denn dein schöner Babybauch, wenn du im März entbindest?“ Das hat sich irgendwann echt gehäuft.
CAECILIA: Hast du dich durch diese Erwartungen unter Druck gesetzt gefühlt? Und wie bist du damit umgegangen?
SONJA: Ja, schon. Ich hab versucht, das Positive zu sehen – zum Beispiel, dass ich mich gut bewegen konnte, lange Yoga gemacht habe, auf dem Rücken schlafen konnte… aber so ganz ist es mir nicht gelungen. Als die Kommentare häufiger wurden, hab ich dann auch meine Gynäkologin gefragt, ob das Kind groß genug ist. Und am Ende bin ich nochmal zur Feindiagnostik gegangen, einfach um mich beruhigen zu lassen.
Ich hab es nicht geschafft, dieses Gefühl von „da stimmt was nicht“ nur aus mir heraus loszuwerden. Es gab zwar auch viele unterstützende Stimmen – meine Gynäkologin oder die Hebamme, bei der ich zur Massage war – die ganz klar gesagt haben: Diese Kommentare sind übergriffig und falsch. Aber ich muss ehrlich sagen: Ich habe es in keiner einzigen Situation geschafft, meinen Unmut zu äußern.
CAECILIA: Wenn du im Nachhinein etwas sagen könntest – ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen – was würdest du so einer Person sagen, die ungefragt Kommentare zu deinem Körper abgibt?
SONJA: Ob sie schon mal darüber nachgedacht haben, wie das bei der Person ankommt, der sie so einen Kommentar geben. Dass das Zweifel säen kann – ob alles okay ist. Und dass das übergriffig ist. Dass sie sich vielleicht mal überlegen sollten, ob dieser Kommentar wirklich nötig ist. Und dass der weibliche Körper nicht dafür da ist, von allen kommentiert zu werden – egal in welchem Zustand.
CAECILIA: Ja. Mehr fällt mir dazu auch nicht ein – einfach nur: ja. Und ich finde es absolut legitim, dass du dir deine Sicherheit nicht nur „aus dir selbst heraus“ geholt hast. Du hast dir einfach geholt, was du gebraucht hast. Noch eine letzte Frage: Gab es etwas, das du besonders mochtest an deinem schwangeren Körper? Oder irgendetwas, das du nicht so mochtest – abgesehen von dem Kommentieren von außen?
SONJA: Also ich hatte einfach Glück – mein Körper hat sich so verändert, dass es fast aussah wie eine Basketballkugel, die vorne dranhängt. Ich hatte keine Wassereinlagerungen oder so. Für mich war es einfach schön, dass ich diesen Zustand einmal im Leben erleben darf.
Was ich ein bisschen schwierig fand – aber das ist ein anderes Thema – war, wie sich die Narben von meiner Endometriose-OP auf dem Bauch verändert haben. Da muss ich wohl nochmal zum Hautarzt. Aber sonst: nein, ich kann wirklich nicht sagen, dass ich etwas als negativ empfunden hätte.
CAECILIA: Gibt es etwas, das du anderen Schwangeren mit auf den Weg geben möchtest?
SONJA: Ja – bezogen auf meine Erfahrungen mit diesen ganzen Kommentaren: Ich hätte mir gewünscht, mutiger zu sein. Auch mal in den Konflikt zu gehen, auch wenn es fremde Menschen sind. Den Leuten spiegeln, dass es nicht okay ist, ständig kommentiert zu werden – und dass jeder Körper anders ist. Jede Schwangerschaft ist anders, und wir sehen nicht alle gleich aus. Und das ist nicht nur okay – das ist schön.
Sonja trägt die Posh Pants in Nasturtium Orange
Fotos: Caecilia Pohl
Interview & Text: Caecilia Pohl